Dienstag, 24. Juli 2012

Der Böölibooz

Was hat ein vermummtes Schreckgespenst mit getrocknetem Nasenschleim zu tun? Die Frage scheint nicht offensichtlich, aber noch viel weniger offensichtlich gestaltet sich die Antwort.
Aufdrängen tut sich die Frage, weil beides mit demselben Wort bezeichnet wird, und zwar nicht zufällig, sondern systematisch, deutsch und englisch:
  • Popel (Böppel, Bobbele, dazu auch Popelmann, Popelhans Popanz): einerseits "Fasnachtsmaske, Schreckgespenst", andererseits "getrockneter Nasenschleim"
  • Bögge (Böggel, Böggli > Böli; Boggelmann, Bögglmann > Bölimann, zürichdeutsch Böögg): einereseits "vermummte Schreckgestalt, Fasnachtsmaske"; andererseits: Böögg, Böögge "getrockneter Nasenschleim".  Idiotikon: Böögg (IV.1082ff.) "Vermummter, Popanz, Strohpuppe, Vogelscheuche, Schreckgespenst; hässliche, missgestaltete Kreatur; Klümpchen getrockneter Nasenschleim"
  • Englisch bogey (bug, bog, bogle, boggle, bogy, bogeymanbuggard, boggart, booger) "Schreckgespenst, Dämon"; bogy, booger: "getrockneter Nasenschleim"
  • Butz, Butze "Vogelscheuche, Vermummter, Schreckgespenst" und auch (veraltet) "Rotz"
Diese doppelte (Lexeme bögge und butz; zu popel s.u.) Doppelbedeutung (Gespenst, Nasenschleim) ist natürlich von Grimm bemerkt worden (im Wörterbuch unter bögge, bögk und unter butze, butz): 
bögge (...) "vermummte gestalt" (...)  aber auch (...) böögge "rotz" ... grade wie butz sowol "larve, popanz " als "rotz" ausdrückt

Die Frage ist "weshalb", und sofort auch "seit wann".


Auf den ersten Blick scheinen wir hier ein altes, aber sehr lebendiges, Begriffsgebilde vor uns zu haben, mit zentraler Bedeutung für den Volksglauben, für Masken- und Fasnachtsbräuche und allenfalls Jenseits- und Seelenbegriff, und eben auch deshalb lebendig, weil es von Wichtigkeit ist in der Kindersprache und der kindlichen Vorstellungswelt. Diese Wörter haben dialektal derart gewuchert und sich verändert und verformt, dass ein Zurückverfolgen seiner Ursprünge nur sehr schwer möglich ist. Im folgenden ein Versuch einer Auslegeordnung. Wichtig dazu ist neben dem immer unentbehrlichen Jacob Grimm diesmal besonders das Schweizerische Idiotikon, sowie ein ausführlicher Aufsatz über Masken, Maskereien von Karl Meuli (1933, HDA 5, 1744-1852 = ges. Schriften, 1975, 69-162) und ferner noch die Überlegungen Über den Butzenmann von Ludwig Laistner (ZdA 32 (1888), 145–195). 


Um das Resultat vorwegzunehmen, ich stosse für butz und bögk auf zwei Verben, germanisch ausgedrückt bautjan und pūkan, d.i. englisch to beat und to poke (bei uns hätten sie etwa botzen, bossen und pocken, pochen ergeben), mit einem Bedeutungsfeld "schlagen, hauen, stechen, stochern, klopfen, pochen".

Nasenunrat


Trotz der frappanten Parallelen lässt sich die Bedeutung "trockener Nasenschleim" (Laistner: "Nasenunrat") erst ziemlich spät nachweisen. Deutsch butze neben einer allgemeineren Bedeutung "Klumpen, Stückchen, Schmutzpartikel" in dieser Bedeutung im 15. Jh.; US-Englisch booger erscheint im 18. Jh. in der Bedeutung "Gespenst" und erst in den 1890ern in der Nasenschleim-Bedeutung. Britisch bogy taucht als verniedlichende Form des älteren bug, bog erst im 19. Jh. auf, und die Nasenschleim-Bedeutung gar erst in den 1930ern. Die auf den ersten Blick urtümliche Parallele im Englischen mag also täuschen, und wie so oft im volkstümlischen Englisch aus frühmodernen Kontakten mit der niederdeutsch-niederländischen "Küstenkultur" stammen.

Aufschlussreich ist die Doppelbedeutung von Bützel, einerseits  "Zwerg, Wichtel" und andererseits "Tumor, Geschwulst" (also ein "Klümpchen"). Die Bedeutung "Klumpen" wurde speziell auf den eingetrockneten Nasenschleim bezogen, der butz der nasen, wovon dann auch das Wort putzen kommt, nämlich "befreien von Schmutzklümpchen", speziell die Nase putzen (aber auch für die Lampe putzen, nämlich "den Docht von Russklümpchen befreien"; die allgemeinere Bedeutung von "reinigen" überhaupt ist jünger). Dieselbe Bedeutung "Klumpen" ergibt auch die engere Bedeutung "Kerngehäuse des Obstes", was bei uns überlebt als das Bütschgi (Bitzgi, Bützgi, usw.) Der Putz, im Sinne von "Schmuck und prunkvolle Kleider, besonders von Frauen", wovon sich herausputzen, kommt erst im 17. Jh. vor, scheint aber direkt von der alten Bedeutung der Vermummung inspiriert (und nicht von putzen "reinigen").  Mit der "Klumpen"-Bedeutung verwandt sind altnordisch bútr "Holzscheit", mittelenglisch butt "stumpfes Ende". 

Wieso aber ausgerechnet  "Nasenunrat"? Ich habe dazu eine persönliche Meinung als Muttersprachler, aber sachlich kann man dazu allenfalls noch die Wichtigkeit der Nase der Percht ("mit der eisernen Nase", "mit der langen Nase") erwähnen:


Vnd etlich glaubent an die frawen / Die do heisset percht mit der langen naß
Hans Vintler (ca. 1411); Abb.: Joh. Blaubirer (1486)


Diese Nase war so prominent, dass daraus schliesslich gar ein Schnabel ("Schnabelpercht") geworden ist  (oder war sie gar zuerst ein Schnabel und wurde später zur Hexennase? So spekuliert Timm (2003) — Gimbutas' bird goddess lässt grüssen— und das würde die Sträggele erst recht zur strix "Nachteule, Hexe" machen, tut hier aber nichts zur Sache). 
Dass diese Nase besonders mit Rotz gesegnet sei, teilt uns Vintler nicht mit, aber spätestens um 1750 ist das bei der schwäbischen Butzen-Percht sehr wohl der Fall,

Die Gunckel [=Spinnrocken] will ich so einfüllen voll mit Rotz / Daß sie recht tropfnen soll (...) Geißkugeln seyn die Speisen / Mein Rotz ist das Getränck. 
Popel scheint erst später dazuzukommen, aus dem Wort Puppe, das erst im 15. Jh. aus lat. pupa übernommen wird. Umso bemerkenswerter, dass auch dieses Wort sich bald auf das ganze Bedeutungsfeld ausgebreitet, inbegriffen nicht nur der Rotz, sondern auch das Verb verpuppen für Insektenlarven, und Popanz = Popel-Hans "vermummter Unhold": obwohl Puppe wohl ein Lehnwort ist, verhält es sich sofort, als sei es völlig einheimisch. (oder von bullern = poltern? Grimm 288)



Kobolde und Schreckgespenster

Dazu gehört wohl der engl. puck "böser Geist, Kobold", viel früher bezeugt als die bug, bogey, booger usw. späterer Jahrhunderte (das verniedlichende pixie ist ein Diminutiv dazu). Altenglisch puca glossiert larvula, und wandrigende pucan steht für vagantes demonasIn mittelalterlichen Ortsnamen vielfach in Sussex (wie Pucherugge > Puckeridge, Pokshudde > Puckshot, u. a.) was die Autoren von Place-names Sussex (1930) zur Bemerkung veranlasste, die Grafschaft sei goblin-haunted to an extent without parallel elsewhere

D
ie Bedeutung "Insekt" für engl. bug datiert n.b. erst auf das 17. Jh., und zwar via die Bedeutung Larve, d.h. Insektenlarve. Der älteste bekannte Beleg für das engl. Wort stammt aus der Wycliffite Bible (ca. 1425) und bezeichnet eine Vogelscheuche, interessanterweise an einer Stelle, wo Götzenbilder mit einer nutzlosen Vogelscheuche verglichen werden (Baruch 6:69):
As a bugge either a man of raggis in a place where gourdis wexen kepith no thing, so ben her goddis of tree. 
"So wie ein böögg, oder ein Mann aus Lumpen, in einem Gurkenfeld nichts behütet, so sind ihre hölzernen Götter."
Deutlich wird hier, dass der Übersetzer hier bugge "Vogelscheuche" zur Sicherheit noch mit einer Erklärung "d.i. ein Mann aus Lumpen" glossiert, demnach nicht sicher war, ob das Wort seinen Lesern (in dieser Bedeutung) geläufig sei. Ob ihm noch fühlbar war, dass das Wort bugge selbst, bevor es eine profane Lumpenpuppe bezeichnete, aus der Begriffssphäre der Götzenbilder hinabstieg, weiss ich nicht, diese Möglichkeit gibt der Stelle aber zusätzlichen Tiefsinn.
Das mittelenglische bugge wird vom OED versuchsweise auf ein britisches Wort zurückgeführt (walisisch bwg, kornisch bucca), d.i. aber alles andere als zwingend, denn diese keltischen Wörter sind erst mehr als hundert Jahre nach dem angeblich davon entlehnten englischen bezeugt; der OED ist bei unklaren Etymologien gerne mal etwas brito-zentrischer als er sein müsste. Die genaue Übereinstimmung mit den Bedeutungen der Böögg-Sippe auf dem Kontinent macht eine blosse Entlehnung aus dem Britischen aber praktisch unmöglich.


Wenn zu puca (echtes Altenglisch) bzw. bugge (möglicherweise vom Kontinent oder aus dem walisischen zurückentlehnt) wirklich unser bögge, bögk gehört, hätten wir hier einen recht alten (gemein-westgermanischen) Namen für einen Kobold oder Feld- Wald- und Wiesengeist.


Den butz als Spukgestalt sucht man im englischen butt dagegen vergeblich, dieses Wort gehört in den Süden, und ist als butz, bauz, booz "Unhold, Schreckgespenst" noch in der ganzen Deutschschweiz vertreten. Dass diese Bedeutung die ursprüngliche sei, ist aber eine Vermutung, denn mittelhochdeutsch verbreitet sich dieses Wort im Zusammenhang mit der Fasnacht.


Vermummte und Fasnachtsnarren

Die Gleichbedeutung von butz und bögk bestand spätestens seit dem ausgehenden Mittelalter, wie in Brants Narrenschiff (1499)  deutlich:

Wann man heilig zyt soll vohen an / So hyndern sie erst yederman / Eyn teyl die du ͦnt sich vast berutzen / antlitt und lib sie gantz verbutzen / und loufen so jnn bo ͤucken wiß

Im 15. Jh. hielt man das für einen neuen Brauch:
So ist ouch ein nüwe gewonheit hie ufferstanden, das man im atventanfaht in böken wise zu gonde und erber lüte zu überfallende in iren hüsern (Basel 1418)
Böög=Butz auch bei Maaler (Pictorius, Die Teütsch Spraach, 1561): 
bögk, personatus der ein butzenantlit tregt, der verbutzet und verbögket ist. 
und Luzern 1579 in Bööggen oder Butzen Wys gan.

Wichtig ist hier die bis ins 16. Jh. stabile Wendung in butzen/böcken wis, d.h. die Fasnächtler sind nicht Butzen, sondern sie stellen bloss Butzen dar, verhalten sich in einer Weise, als ob sie Butzen wären. Der wohl früheste Hinweis auf dieses in butzen wis gehen stammt von Walther v. d. Vogelweide, 




si sehent mich niht mêr an in butzen wîs als sî wilent tâten

hier noch nicht in fasnächtlichem Zusammenhang: vielmehr war der abgerissene, verarmte wandernde Sänger von seinen Nachbarn in butzen wis angesehen worden (Merkelbach 1952: man hatte ihn angeschaut, als ob er ein Butze wäre; falsch Wallner 1908 "sie schauen ihn an,  als seien sie Butzen").

Wenn die vermummten, abgerissenen Gestalten von Bettlern oder Fasnächtlern nur "wie Butzen" aussehen, dürfen wir uns natürlich fragen, was denn diese Butzen eigentlich waren. Wir denken natürlich sofort an alten  Magie-, Gespenster- und Jenseitsglauben, der in Fasnachtsbräuche eingeflossen sein könnte. Die Fasnacht wird nur allzugerne pauschal als "heidnisch" klassiert; ihre traditionelle Form hat sie erst seit dem ausgehenden Mittelalter gefunden. Davor gab es, seit dem 12. Jh., Narrenfeste um Epiphanias (Dreikönigstag). Über dieses Bindeglied mögen hochmittelalterliche, und letztlich frühmittelalterliche, vorchristliche, Masken- und Winterbräuche in die spätmittelalterliche Fasnacht überliefert worden sein. Für die beiden Wörter bögk und butz, die wir nun schon bis mindestens ins Hochmittelalter zurückverfolgt haben, lohnt sich also ein näherer Augenschein.


Drei Perchten (eine Weisse, eine Rote, eine Schwarze) in Steinach
(Karl Haiding, 1960er;
Abb. 57 in Rumpf, Perchten, 1991)


Ein althochdeutscher Vorgänger des mhd. butze ist uns nicht direkt überliefert; erwartet wäre ein puzo oder puzio. Es wurde in Ortsnamen wie Puzinwilari (Bütschwil) gesucht, doch solche Belege wären nicht unterscheidbar von puzi "Pfütze" und Puzo, ein Kurzname für Purchart (Graff 1837); die unklare Herkunft des Namens von Bozen sollte man sich ev. in diesem Zusammenhang einmal neu überlegen (angeblich von einem Bauzanum, Baudianum, von einem sonst völlig unbekannten Namen Baudius).
Dialektal leben beide Wörter ausserhalb des fasnächtlichen Zusammenhangs als Bezeichnungen für missgestaltete, verkrüppelte Wesen sowie für Vogelscheuchen und eben PuppenZürcher Oberland: Strauböögg "Puppe in Mannesgestalt, die beim Ausdreschen von Dem, der die letzten Halme geschnitten hatte, aus dem letzten Gebund Stroh verfertigt wurde. Man stellte sie in den Hof, trieb allerlei Spass mit ihr und verbrannte sie zuletzt in Gegenwart sämmtlicher Arbeiter." (Walter Senn, Charakterbilder schweizerischen Landes, 1870, 116). Das Idiotikon hat in der Bedeutung "Vogelscheuche, Schreckgespenst, Popanz; Puppe" den Bōz (pl. Bōze)  aus Grindelwald und Habkern (Hellenbōz Goms), Bōze (pl. Bōzne) Saastal und Bōzi (pl. Bōzeni, Bōzene) Beatenberg, Habkern, Haslital, Engelberg, Silenen; Bȫzi Engelberg. Ein Zitat aus dem Saastal macht deutlich, dass dasselbe Wort einerseits "lebendige" vermummte, fasnächtliche Gesellen bezeichnet und andererseits auch, die "richtigen", "nicht-lebendigen" Bōzne, also Totengeister, die sich auch (wenn auch seltener als ihre "lebendigen" Abbilder) durch Lärm benerkbar machen:
I weiss nit, ob Alls wār ist, was-mu van-ne Bōzu gizellt hät, aber emāl hei-wer-s fer guet g'hērt. Bōzne git's i Sās nit so vil, we-mu d'lëbendigu nit zellt. 
Grimm berichtet ausserdem zu bōze "Wicht, Zwerg, Kreatur, kümmerliche Gestalt": 
Mhd. knodebōze war ein Ausdruck für einen Verwachsenen, Kleinwüchsigen;  "die hirten nennen eine kurze, dicke geiß boser, boserli". Possel wird ein Ausdruck für einen Kleinknecht, davon Aschenpossel = Aschenputtel.
Būz, Butz in der Bedeutung "kleines, unansehnliches Ding, verkrüppelte Kreatur" (Glarus, Luzern, Solothurn, Basel, Wallis), daraus auch Butz, Butzli als Kosewort für kleine Kinder. Im Appenzell Būzi für "unterentwickelte Frucht (Kartoffel, Rübe usw.)" Aber in Glarus auch "Vermummter an der Fasnacht", und im Simmental Pūzi (statt Bōzi) für "Gespenst". In Nidwalden Bauz, Baiz (auch Bȫlibautsch, Bēlibaiz, im Uri Bauzi, Bäizi) für "Schreckgespenst, Hausgeist".
Hier scheint die Ableitung von bōzen "schlagen" stattzufinden im Sinn von "zusammengestauchter, kleiner Kerl" und damit "Wichtel, kleine Kreatur, unwichtige oder lächerliche Figur" und eben auch "kleiner, lästiger Hausgeist, Kobold" usw. Der Bēlibaiz, sozusagen der Böögg-Bōz, bestätigt erneut das Zusammengehen der beiden Wörter mindestens seit dem Mittelalter. 


Walapauz

Der allerfrüheste Beleg für das bōz-Wort stammt aus dem langobardischen Edictum Rothari (643):
XXXI. De uualapauz: Si quis homini libero uiolentia inuste fecerit, id est uualopaus. octugenta solidus ei conponat. Walapauz est, qui se furtim uestimentum alium induerit, aut se caput latrocinandi animo aut faciem transfigurauerit.
31. Vom Walapauz: Wer einer an einem freien Mann zu unrecht Gewalt ausübt, das ist Walapauz. Ihm werden 80 Schilling auferlegt [d.h. etwa 1.5 kg Silber?]. Walapauz ist, wer sich verstohlen das Kleidung eines anderen anlegt oder räuberischen Gemüts seinen Kopf oder sein Gesicht umgestaltet.
Handschriftliche Varianten des Wortes sind: uualapauz, uualopaus, uualapaoz, gualapauzBruno Schweizer in seiner Langobardentheorie von 1948 (wo er die Theorie vertritt, die sog. Zimbern in Norditalien seien Nachfahren der Langobarden; die communis opinio ging und geht dagegen von einer hochmittelalterlichen Einwanderung aus dem Tirol aus) berichtet dazu von einer "wortkundlichen Entdeckung",
  die ich im Jahre 1942 in den Sieben Gemeinden gemacht habe. Bei der Aufzeichnung von Sagentexten erzählte mir eine Frau von dem Geist eines Verstorbenen, der ihr einmal begegnet sei, und da gebrauchte sie dafür den Ausdruck «Börpoß» (Ton auf dem ö): «Ich habe den Börpoß meiner verstorbenen Mutter gesehen». Sofort sagte ich mir, daß dies nichts anderes sein könne als die Entsprechung des «Walu-paus» oder «Walapauz» im Edictus Rothari 31
Neben Börpoß nennt er Varianten BörbosBölbos, neben BorpotBorbotBorfot. Daneben belbos für "Schmetterling":
Bekanntlich wird ja der Schmetterling vielfach als «Seelentier» angesehen. Darauf weist übrigens die sonst in den zimbrischen Dörfern herrschende Form siràtal (= Schrattel) hin, die auch in oberitalienischen Dialekten vorkommt.
Daneben vermerkt Schweizer, Börpoß könne auch "ein altertümliches graues, um Kopf, Schultern und Brust geschlagenes Kleidungsstück bezeichnen", was umso bessere Übereinstimmung mit der Wortbedeutung im Edictum Rothari ergäbe. 

Was dieses Wort für die Langobardentheorie bedeutet, bleibe einmal dahingestellt. Die Verbindung von Masken bzw. Vermummten mit Totengeistern sollte auch so naheliegend genug sein, im langobardischen  walo-pauz  unseren butz, bauz  "Larve, Maske, Vogelscheuche; Gespenst, Teufel" zu erkennen.  Die Verbindung von wala- zu den in der Schlacht Erschlagenen, und damit zum Totenheer, die wir vielleicht gerne ziehen würden, ist bei genauerem Hinsehen dagegen nicht plausibel. Wir sind von den Eindeutschungen eddaischer Begriffe wie Walvater (valföðr), Walküre (valkyrja) usw. beeinflusst. Das ahd. wal hatte aber die allgemeinere Bedeutung "Wunde, Verletzung, Gemetzel, Mordtat" (lat. vulnus "Wunde", s. Pokorny wel). Ein Walapauz ist daher nichts anderes, als was direkt in der Definition angegeben ist, ein Vermummter (pauz) der zu unrecht Gewalt ausübt (wala). Die Stelle im Edictum Rothari belegt aber, wie das Wort pauz bereits im frühen 7. Jh. seine seither beibehaltene Bedeutung "Vermummte Schreckgestalt" hatte, von der ursprünglichen Etymologie, sei sie "Schlag, Schläger" oder "Klotz, klumpige Kreatur" gelöst. 


Das bestätigt den Eindruck, den wir bereits oben durch die weite Verbreitung genau derselben Bedeutungen im Deutschen und im Angelsächsischen gewonnen haben, nämlich dass die Verwendung dieser Wörter alt sein muss, und spätestens im 5. Jh. im wesentlichen so ausgesehen hat, wie sie sich danach für länger als ein Jahrtausend erhalten hat. Dazu kommt noch die Einsicht, dass die beiden Wörter räumlich getrennt waren, der bögk (puca) im Norden, der butz (pauz) im Süden sein Wesen trieb. Es sei denn, wir wollten Fárbauti, den Vater Lokis, dazustellen: er ist ganz eindeutig ein bozi "Schlager", übersetzt als "Gefahr-Schlager" (fár  "Gefahr, Schaden, Trug"). Er steht aber recht isoliert da. So finden sich manchmal wohl hocharchaische Überbleibsel in der Edda (etwa den uralten Fjörgynn < Perkunos), aber glaubhaft ist hier auch eine Neubildung, etwa als Kenning für "Blitzschlag", die nicht von einem gemeingermanischen Koboldnamen bautjaz herkommen muss.


Die Versuchung besteht, hier das bautjan  "schlagen" mit den Erschlagenen im Wilden Heer zu verbinden, doch es gibt prosaischere Möglichkeiten, "Abgeschlagenes, Stück", "Holzscheit", "stumpfer Gegenstand, Klotz", "Klumpen", und über "Klumpen, Klotz" zu "Beule; Tumor, Geschwür; Pickel" und eben auch (einigermassen respektlos, würde man meinen) "Wicht, Koblod, Hausgeist, Zwerglein" und allgemeiner "Schreckgespenst" und alle niederen Geister und Gelichter die an Fasnacht ihr Unwesen treiben. 


Posse "(Götzen-)Bild"

Bevor wir uns aber zu "heidnischen" Schlüssen hinreissen lassen, soll noch der Vorschlag von De Vries ("Nl. 535"?) zur Sprache kommen: der Vergleich mit Posse. Dies ist zweifellos ein Wort, das direkt mit dem Fasnachtstreiben zu tun hat, heisst es doch so etwas wie "Scherz, Spiel, derber Spass". Früher auch bosse, und manchmal gekürzt boß, botz oder poß, taucht dieses Wort aber erst im späten Mittelalter auf, und seine Herkunft ist genauso unklar oder noch dunkler als die von butz. Eine interessante Möglichkeit wäre Verbindung mit ahd. pōsi "böse", was aber sofort jeden Bezug zu butz verunmöglichte (das germanisch ein t und kein s gehabt haben muss). Wenn wir aber die Posse von einem alten botz ableiten wollen, liesse sich der Bezug zu unserem bōzen, bautjan herstellen: ist eine Posse also buchstäblich ein "Streich"? Aber über possenwerk "überflüssiges Beiwerk, Zierat" kommt man auf eine Bedeutung "Schmuck, Verzierung" und damit genau wie bei Putz auf ein abschätziges "Kram, Zeug, Beiwerk, Schnickschnack" von "Klumpen, Ding". Auch angenommen wird, das Wort sei erst im 15. Jh. wieder aus dem französischen bosse (engl. boss, ital. bozza) "Buckel, Beule, Relief" entlehnt worden, das aber seinerseits aus einem germanischen bautijaz (o.ä., viell. ahd. bōzi)  "Buckel, Beule" stammen würde(?). 

Das ist eine Möglichkeit. Auf eine weitere deutet aber der Gebrauch von Posse im Sinne von "Bildwerk, Figur". Ernstzunehmen ist die Tatsache, dass diese Verwendung am frühesten auftritt. Alle Bedeutungen von "Spiel, Scherz" usw. sind jünger. Im 15. Jh. waren Possenbilder die damals neu in Mode gekommenen Brunnenbilder, und zwar durchaus auch ernsthafte Abbilder von Respektspersonen (Fürsten, Heilige) und (damals sehr ernst genommene) heraldische Tierfiguren:   neben ieglichem wappen und ehrenzeichen waren zween bossen (von den heraldischen Schildhaltern der Kantonswappen, Stumpf 1554), aber auch groteske Figuren auf Gesimsen usw. Eine Bedeutung "Figur, Abbild" passt damit auch gut auf den Fasnachtsnarren, der sich ja vermummt und eine andere Identität annimmt, und die Bedeutung der Narrenpossen lässt sich so auf natürliche Weise anschliessen. 

Grimm deutet ein weiteres Zusammengehen von "Klumpen", "Figur" und "Kobold, Hausgeist" an, wenn er  (284f.) über die sitte des heidenthums, götzen zu schnitzen oder zu teigen spekuliert. 

Im Zusammenhang von bossen "heraldische Schildhalter" im 15. Jh. sollte man unbedingt das Auftauchen der Wilden Männer als Schildhalter in genau dieser Zeit beachten. [Wieso tauchen sie gerade jetzt auf? Sind es klassische Silvani oder stammen sie aus dem Volksglauben? Wie hiessen diese Wilden Männer damals im Volksmund?]

Daneben der Zürcher Isengrind (2.764-766), wohl von isengrim "Eisenmaske" (Meuli, p. 1771), in Horgen ein kinderraubendes Schreckgespenst, aber in der Metzgerzunft der Stadt Zürich ein Löwenkopf, "offenbar in Anlehnung an das Wappentier der Stadt", angeredet mit "bist kein Böögg, Denkmal bist tapfrer Väter Taten" (National-Kinderlieder für die zürchersche Jugend, 1785) wiederholt merkwürdig das Zusammentreffen von "heraldische Figur" und "Schreckgespenst" (gab es hier eine Dissonanz zwischen einer alten, ernsten (ehrfurchtheischenden) Bedeutung von Böögg und einer neuen, abwertenden?).



Herkunft

Aus der Fülle dialektaler Wörter haben sich also zwei synonyme Lexeme herauskristallisiert, die sich allerdings erst nach dem Ende des Mittelalters direkt nebeneinander und als gleichbedeutend zeigen: in ihren mittelhochdeutschen bzw. früh-frühneuhochdeutschen Formen einerseits butz (allerdings auch anders ablautend, boz, bauz) und andererseits bögkDer butz mag althochdeutsch ein puzio gewesen sein, der bögk ein boug

Laistners Idee war es, diesen boug mit dem Verb būgan ("beugen") zu erklären, von einem idg. bheugh  "wegtun, reinigen; befreien, retten; fliehen". Die Semantik ist etwas abenteuerlich, aber lautlich geht alles schön auf, der dt. boug stimmt mit dem engl. bug, und zusammen hätten sie etwas zu tun mit "etwas das fliehen macht" (oder so). Diese Erklärung überzeugt mich nicht, und zwar vor allem aus Gründen der Chronologie. Das engl. bug ist nämlich fast gerade so jung bezeugt wie unser bögk, nämlich im 15. Jh.: so jung, dass gar erwogen wurde, bug könne aus einem walisischen bwg entlehnt worden sein (welches Wort aber selber erst noch später auftaucht, s.o.). Und 'abenteuerliche' Etymologie, die spätmittelalterliche Dialektwörter direkt mit losen indogermanischen Wurzelbedeutungen erklärt ist suspekt: die älteren Sprachstufen müssen hier unbedingt berücksichtigt werden, auch wenn sie die Lage nicht einfacher sondern komplizierter machen. Wie Laistner selber sagt, wird es "besonders schwierig", wenn man den Koboldsnamen Puck, altenglisch puca, berücksichtigt. Dieser puca "bösartiger Geist oder Dämon, Kobold" ist uns aber bekannt aus Glossen, die um die tausend Jahre alt sind, und damit einer unserer ältesten Belege für die ganze Wortsippe überhaupt. Der puca lebt weiter im englischen Landgeist pucca, púcel, der bis in Shakespeares Zeiten die Wälder unsicher macht, und begegnet auch wieder im altnordischen Teufelchen púki (wie irisch púca, walisisch pwca, pwci, beides erst nach 1600, wohl aus dem Englischen). Wie das englische Wort schliesslich gegen 1400 zum bug  (und dann zum bogey, boggart usw.) wurde, ist nicht klar; die walisischen Formen bwg, bwgan, mögen da eine Rolle gespielt haben), aber vielleicht auch wie so oft in dieser Zeit Kontakt mit dem Niederdeutschen? 

Wenn wir also den puca dabeihaben wollen, ist es vorbei mit dem ahd. boug, es müsste eher ein pouc gewesen sein, vielleicht von einem gemeingermanischen pukaz. Der puzio, pouzio dagegen würde ein germ. butjaz, bautjaz wiedergeben. 
Hinter butz und bögk stecken zwei bemerkenswerte germanische Wurzeln, baut und puk. Beide bilden ein Verb, bautjan und pūkan. Hätten diese Verben bis ins Neuhochdeutsche überlebt, hätten sie wohl so etwas wie botzen und pocken ergeben. Im Englischen dagegen überleben sie als die völlig geläufigen to beat "schlagen" und to poke "stochern" (letzteres haben wir aus dem Niederdeutschen auch wieder im Vokabular, als pochen). 

Die germanischen Wurzeln sind deshalb bemerkenswert, weil die in den butz-bögk Wörtern innewohnende Vieldeutigkeit nicht nur bereits in ihnen angelegt ist, sondern in indogermanistischen Wörterbüchern sogar auf ihre Vorgeschichte ausgedehnt wird:

puk hatte eine  Doppelbedeutung von einerseits "pusten; aufblasen, anschwellen" (fauchen) und andererseits "schlagen, stossen, stechen" (pochen ; früher "heulen, tosen, lärmen", homerisch βύκτης vom Heulen des Sturmwinds). Diese Doppelbedeutung wird von Pokorny indogermanisch unter beu-1 und beu-2 behandelt, eine eher künstliche Trennung zweier identisch lautender Wurzeln, denen beiden "schallnachahmender" Ursprung zugeschrieben wird. 

baut hatte  eine   ähnliche Doppelbedeutung(wann?), von Pokorny diesmal unter  beu-1 "aufblasen, schwellen" und  bhau-1 "schlagen, stossen".

Wenn wir als gegeben annehmen, dass es im frühen Germanischen eine Wurzel puk gab, die sowohl "blasen, blähen, schwellen; Geschwulst, Klumpen" als auch "lärmen, schlagen, stechen" heissen konnte, haben wir darin den Ursprung der ganzen verwirrenden Geschichte gefunden.  Im folgenden möchte ich erklären, weshalb ich glaube, dass dieser Ansatz zu einer befriedigenden Gesamtschau der ausufernden Bedeutungsfelder dieser Wörter führt, inklusive "Nasenunrat".


bautjan hiess also "schlagen" und pūkan hiess "stechen" oder "stossen" oder "klopfen". Ein Wesen namens bautjaz wäre also eines, das "schlägt" und eines namens pukaz eines, das "sticht" oder "klopft".  Als Poltergeist also vielleicht ein "Schlager" und ein "Klopfer": "butze bezeichnet einen pochenden, klopfenden Geist" (Grimm p. 289), martialischer oder bedrohlicher aber auch ein "Schläger" und ein "Stecher", die, gar bewaffnet, eine reale Gefahr darstellen.


Von seiner zweiten Bedeutung "aufblasen, anschwellen" bildete puk aber auch Wörter für Geschwulste, Tumore, Blattern usw., etwa unser Pocken, Pickel, Buckel usw. und allgemein für gefüllte, gerundete Gefässe (pocket, bucket). Gleichzeitig bezeichnete baut auch ein "Abgeschlagenes", also einen Klotz oder Klumpen, davon etwa an. bútr "Holzscheit", engl. butt "stumpfes Ende", mhd. butte (in Hagebutte, engl. bud), und davon auch alles klumpenförmige, gerundete, etwa der Beutel oder Pott

Eine Bedeutungsunterscheidung lässt sich noch ausmachen, baut beschreibt eher solide Klötze (wie ein Holzscheit), und puk eher formbare Klumpen (wie ein Geschwulst). Aber durch die doppelte Bedeutungsnähe schlagen-klopfen und Klotz-Klumpen ist an diesem Punkt die Schleuse geöffnet für beliebigen Austausch bzw. Gleichsetzung, auch unabhängig von einer möglichen bereits  vorgermanischen (idg.) verknüpften Vorgeschichte. Ebenso eine Angleichung des Anlauts dt. bok-butz oder bog-butz statt pok-butz ist nun alles andere als erstaunlich, besonders im fasnächtlichen Gebrauch, wo die beiden Wörter direkt und alliterierend nebeneinander stehen, verbutzet und verbögket; in bööggen oder butzen wys.


Der Böölibooz (pouk-pouzio? puka-bautjaz?)


Ob wir hier hinter dem bögk-bauz einen gemeingermanischen, vorchristlichen Spuk, etwa einen puka-bautjaz gefunden haben, ist schwierig zu entscheiden. Mit den Bezeichnungen für Hausgeister und ähnliche Wesen wird in allen Dialekten derart kreativ umgegangen (je nach Geschmack kann man sagen "spielerisch" oder "tabuistisch"), dass die gängigsten Begriffe jeweils nicht sehr alt sind. Hier besteht zumindest die Möglichkeit, dass zwei alte Bezeichnungen für diese Art von Wesen überlebt haben. Auch alt ist  natürlich der Wicht (wiht, vættr, waihts) als etwas vorsichtige Umschreibung, ursprünglich wohl einfach "Sache, Ding" (nichts = ni-êo-wihts "keinerlei Ding"), wenn man das gemeinte Wesen nicht näher bezeichnen konnte oder wollte; dagegen wäre bautjaz bzw. pukaz die unverblümte, ihnen eigene Bezeichnung gewesen, im eigentlichen Sinn ein Vorgänger des "Rumpelstilzchen", rumpele stilt (16. Jh.) ein Name eines Poltergeists (der sich durch rumpeln bemerkbar macht). 

Nun stellt sich noch die Frage nach dem Alter: da wir den puca im Altenglischen antreffen (10. Jh.) und den pauz im Langobardischen (7. Jh.) ist es wohl gerechtfertigt, beide Bezeichnungen als alt anzusehen. Der bögk taucht im Deutschen sicher unabhängig vom Englischen auf, so dass zumindest auf kontinental (also ab etwa dem 6. Jh.) beide Wörter einheimisch sein müssen. Der butz schafft es dagegen nicht bis England, was allenfalls bedeuten könnte, dass der pukaz noch etwas älter oder weiter verbreitet war als der bautjaz, und sich letzterer erst nach der Abwanderung der Angelsachsen  im 5.-6. Jh. aus dem alemannisch-langobardischen Süden auf das mittelhochdeutsche Gebiet im allgemeinen ausbreitete.

Die "Klumpen"-Bedeutung erklärt nicht nur den "Nasenunrat", sie färbte auch ab auf die Eigenschaften der "Schlager" und "Klopfer" Kobolde, ein butz wie ein bögk wurde aufgefasst als "kleiner Klumpen", ein Wichtel, Zwerglein oder eine verwachsene, unförmige, bucklige Gestalt, ein glückliches Zusammentreffen, weil beide Namen nun sowohl das schreckliche Lärmen als auch das das schreckliche Aussehen der Bööggen und Butzen treffend wiedergeben, und dann, spätestens gegen die Entstehung der Fasnacht im ausgehenden Mittelalter, auch ihre eklig verrotzten Nasen.


Hier, denke ich, ist ein lehrreiches Beispiel des verborgenen Zusammenspiels von Sprache und Mythologie, es ist unmöglich zu sagen, ob der Mythos von der Wortbedeutung mitgeformt wurde, oder aber die Wortbedeutung vom Mythos: beides hat über ein Jahrtausend ineinander gegriffen in der Vorstellungswelt insbesondere von kleinen Kindern, die gleichzeitig mit ihrer Sprache und ihrer Sagenwelt vertraut wurden (und wohl rein anthropologisch-altersbedingt gleichzeitig auch ein starkes Interesse an Nasenschleim haben mussten?). Mythologie und Sprache fliessen gemeinsam aus einer vorsprachlichen, vorbewussten Tiefe, die ich als den eigentlichen (sprachlosen, unformulierten) Mythos anschaue, auf dem die Welt als ganzes fusst (oder was man vermutlich jungianisch gesprochen als Sphäre der Archetypen bezeichnen müsste, mit dem Zusatz, dass eben nicht nur die Vorstellungswelt sondern dazu parallel (und nicht sekundär oder indirekt) auch die Sprache davon geformt wird).






andere verwandte Wörter

(noch zu berücksichtigen)


Englisch dialektal bodger, bodge, zu botch, mengl. bocchen "flicken, reparieren" OED: "etymology uncertain" (angelsächsisch oder aus dem Niederdt.?)


Daneben botch "Geschwulst", diese Form aus afrz. boche, boce, woraus auch engl. boss.
Dieses romanische bosse, bozza (woraus auch dt. posse rückentlehnt worden sein soll) ist auch fast unglaublich produktiv und narrt die Romanisten (Praeromanica 292-297).




Aber Michael Quinion weiss mehr zu bodger,  

Many people have written to say that they know a bodger as a pointed instrument for various purposes. For example Doug Dew wrote: “From my childhood in Surrey, I have a vague memory of the use of the word bodger to mean a blunt stick or tool used to make holes in the ground for seeds”. Alan Harrison added: “Bodge is certainly in use in Black Country dialect for poking or making a hole. I have heard my father use bodger of an instrument used to make holes, as for example when making an extra hole in a belt when the wearer has gained or lost weight”.  [...] It seems extremely likely that this is a variant of podger, recorded from the nineteenth century in various engineering contexts. Indeed, several subscribers wrote to say that they knew of pointed instruments under this name. It is said to derived from podge or pudge for something short, fat or thick-set.
aber podge und pudge sind auch erst 19. Jh. OED verbindet pug "Zwerg, Wichtel; Kosename":


Perhaps compare Dutch regional (West Flemish) pugge (adjective) small, (noun) person of small stature; also used as a pet name, substituting for a person's forename (as Pugge).  (...)  probably influenced semantically by puck  (although it seems unlikely that it shows a phonological variant of that word); at least in the earliest uses in this sense, the semantic feature ‘small’ seems to be prominent (...) The graphic resemblance of Dutch putger (variant of putjer ship's boy, sailor of the lowest rank) [... 1598] is probably purely coincidental.
Ein bodger "spitziges Werkzeug" von einem bodge "perforieren, durchstechen" geht zusammen mit dem Dialektwort booggen (Brienz), pooggen (Haslital) mit der Bedeutung "mit den Hörnern stechen" (aggressives Verhalten von Hornvieh).


pudding entweder  von frz. boudin "Wurst" (13. Jh.) [Romance base *bod- denoting bulging, swollen objects, which is of imitative origin] oder aber zu aengl. puduc "Geschwulst", 
 English regional (southern) poud boil, ulcer (...) Dutch regional poddik thick soft mass, kind of pudding, shortish child, short fat person,  Middle Low German puddich (rare) fat, corpulent (German regional (Low German: Bremen) puddig thick, stumpy), German regional (Low German: Bremen) pudde- (in pudde-wurst large sausage, especially black pudding, also (fig.) fat person), (Westphalia) puddek dumpling, sausage, (Mecklenburg) pūden boil, ulcer, swollen body part, (Berlin, Brandenburg) puddel small person, small fat child, especially a child just beginning to walk, (Pomerania) puddik swollen gland. However, in spite of their phonological and semantic similarities, it is unclear whether any of these words are etymologically related, and, with the exception of puduc, they are all first attested much later (in a number of cases very much later).
box:  
perhaps related to  Germanic *boki- , whence Middle Dutch bōkeböke, early modern Dutch beuk, Middle High German buc blow, stroke, Middle Dutch bōken, Middle High German bochen to strike, slap; but in this case the formation remains unexplained. 
pod, pud, pout

buezen, büezen aus bōttjanbuessen, büessen "ausbessern, heilen; büssen" aus bōtjan.
bautschen, pautschen, botschen  

Buggel, Puggel "Beule, Buckel", Büggel, Püggel "Pickel"


Bossel "Kugel"  
pōz "Stoss" (Amboss)


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