Dienstag, 7. Juli 2015

Minnetrinken

 
Noch wird in der Schweiz der 26. Dezember, der Tag des heiligen Märtyrers Stephanus, mit einer kirchlichen Weinspende begangen, wobei dem Meßpriester vorgeschrieben ist, den Wein kelchweise den Versammelten mit den Worten darzureichen: "Bibe fortitudinem St. Stephani."
R. Schultze, "Das Minnetrinken", Geschichte des Weins und der Trinkgelage (1867).

Am zweiten Tage nach Weihnachten, als am Feste Johannis des Evangelisten, wird auf katholischen Dörfern der Johanniswein in der Messe verabreicht. Es geschieht dies zufolge der vom heiligen Augustin herrührenden Angabe, Johannes habe einen Becher voll Gift, nachdem er ihn mit dem Kreuzzeichen gesegnet, schadlos ausgetrunken. Daher führt dieser Heilige in den kirchlichen Abbildungen einen Kelch, aus dem ein Schlänglein herauszüngelt, und der Meßpriester spricht bei der Benediction des Weines: Dich rufen wir an, vor dessen Namen die Schlange weicht, der Drache flieht, die Viper schläft und die Giftkröte in ihrer Wuth hinstirbt (Vgl. Agenda eccles. Moguntiensis 1551). Aus jedem Fasse im Keller läßt der Hausvater etwas Wein ab, und bringt es heute auf den Altar, läßt es mit Weihbrunn besprengen und leert es daheim wieder in die Fässer um; dann wird ihm das kein einziges Faß abstehn und aus jedem kann er seinem scheidenden Gaste den Johanniswein kredenzen.  Letzterer Brauch hat besonders im Kanton Schwyz und Oberwallis angedauert. Hatte man bereits Abschied genommen und verließ mit dem Frühesten die Herberge, so kam uns der Wirth draußen noch einmal mit dem letzten Scheidetrunk entgegen. In ein von seiner Tochter dargehaltenes Baßglas schüttete er aus zwei Flaschen rothen und weißen Walliserwein zugleich, und erst wenn es der Gast bis auf die Neige geleert hatte, konnte der gegenseitige Wunsch einer glücklichen Reise in Erfüllung gehen. Der kirchliche Segen bedingt dies; quisquis in peregrinatione fuerit, ab eodem vino confortetur. (Friz[, Manuale Selectiss. Benêdictionum. Kempten 1737] S. 16.) In unsern katholischen Landkirchen spendet der Pfarrer nach der Messe einige Kannen aus und jeder Anwesende soll einen guten Trunk thun. Weil sich aber die schlauen Jungen dabei wiederholt vorzudrängen wissen und sogar die Kleider vor der Thüre gegenseitig umwechseln, um unerkannt noch einmal an die Kanne zu kommen, so bleiben unsre Männer jetzt bereits aus der Reihe weg und der Brauch des Minnetrinkens geht seinem Ende entgegen.
E. L. Rochholz, "Weihnachten und Neujahr in der Schweiz", Die Grenzboten, Vol. 23 (1864), 496–510.

Adelung: Das Paßglasein hohes Trinkglas, welches durch verschiedene Pässe, d. i. Reife oder Ringe am Rande, in mehrere Räume getheilet ist, und auch nur ein Paß schlechthin genannt wird.

Éowyn came forward bearing wine. "Ferthu Théoden hál!" she said. "Receive now this cup and drink in happy hour. Health be with thee at thy going and coming!" Théoden drank from the cup, and she then proffered it to the guests. (Anke Eißmann 2002)



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