Sonntag, 4. August 2013

Gründungszeit mit Eidgenossen


Statt Wilhelm-Tell-clipart plaziere ich hier ein Höhenfeuer vom letzten Donnerstag; ich war im Prättigau und wurde mit einem Ausblick auf ein gutes Dutzend Höhenfeuer entlang des ganzen Tals belohnt.
Nun war es ja 1. August, und es war die Aufgabe von Journalisten und Politikern, die Nationalmythen der Schweiz zu evozieren und auszulegen, allerdings rein metaphorisch, ohne "Naivität" oder, Gott bewahre, "Heimattümelei". Es hat sich seit den 1970ern eine eigene Art von goodthink zu diesem Thema herausgebildet. Inzwischen sind wir soweit, dass die Dekonstruktion des Nationalmythos selbst schon mythologische Züge angenommen hat. Jeder, der darüber schreiben will, muss zunächst formelhaft seinen Glauben an die Ahistorizität der Dinge bezeugen. Anno 2013 klingt das dann etwa so (TA):
Spätestens seit dem Buch «Gründungszeit ohne Eidgenossen» des Historikers Roger Sablonier ist gesichert, dass [die traditionellen] Geschichten über die Anfänge der Eidgenossenschaft mit den tatsächlichen Ereignissen nicht viel zu tun haben.
Sablonier war ein Mediävist, der 2008 (drei Jahre vor seinem Tod) ein Buch mit diesem Titel veröffentlicht hat. Es war der Anlass der vorerst letzten Runde der journalistischen "Entmythologisierung der Eidgenossenschaft". Vorwerfen kann man Sablonier selbst vielleicht seinen etwas polemischen Titel (das ist insofern gravierend, als Rezeption eines solchen Buches oft gar nicht weiter als bis zum Titel kommt). Darüber hinaus hat er aber einfach seinen Job als Historiker gemacht. Er gab auch nicht vor, bahnbrechende Enthüllungen zu verbreiten, sondern fasste im wesentlichen den Stand der Forschung zum Thema zusammen. Auf Nachfrage war er auch bereit, abzuwiegeln und völlig zutreffende und nüchterne Dinge zu sagen, wie etwa (swissinfo.ch):
Die Schweiz ist nicht mit dem Bundesbrief gegründet worden - diese Meinung ist nicht etwa neu. Der Bundesbrief "von 1291" ist kein Staatsgründungsdokument, weil man im Mittelalter nicht Staaten gründen konnte.
Dass der "Bundesbrief von 1291" laut Sabloniers Hypothese "eine Fälschung" sein soll, ist für die Zwecke der "Gründung der Eidgenossenschaft" auch völlig irrelevant. Diese "Fälschung" wäre nämlich nicht etwa nationalromantisch, sondern genauso mittelalterlich, sie datierte auf gerade mal 18 Jahre nach dem vorgeblichen Datum des Dokuments. Dieser leidige "Bundesbrief" verstellt heute v.a. den Blick auf die eigentlichen Gründungsmythen, die gar nicht auf 1291 sondern auf 1307 datiert waren. Aber nur schon die Existenz einer solchen "Fälschung" just in dieser Zeit würde ja nichts anderes zeigen, als dass die "Eidgenossen" (conspirati) eben nicht erst 1848, auch nicht erst 1804,  nicht erst 1570 und auch nicht "erst" 1470  sondern 1309 in den bekannten "legendären" Zusammenhang gestellt wurden, also genau das, was man heute auf keinen Fall mehr wahrhaben darf, eine Gründungslegende, die auf das frühe 14. Jh.  zurückgeht.

Laut einer ausgewogenen Rezension von Andreas Meyer (sehepunkte.de) kann man Sablonier, nebenbei gesagt, doch auch einige Unsorgfältigkeiten vorwerfen. Zudem ist seine Fälschungshypothese als genau dies zu sehen, eine historische Hypothese. Auch nebenbei erwähnt (obwohl ich mir fest vorgenommen habe, beim Kernthema zu bleiben und nicht einmal mehr in kuriose Details abzuschweifen) sei diese "Kritik" auf dillum.ch, die Webseite des "Keltenfreundes" Christoph Pfister.  Es sollte reichen, darauf hinzuweisen, dass der Mann auch den "Apollo-Hoax" vertritt; aber auch bei seinen Ortsnamen kommen mir die Tränen (vor Lachen), das würde sich bei Gelegenheit vielleicht zur eingehenderen heiteren Betrachtung anbieten.  Hier erwähne ich ihn, weil bei Google dieser vollständige Unsinn gedankenlos neben realen Sablonier-Kritikern erscheint und (z.B. hier) durch Online-Kommentatoren, die "kann googeln" gerne verwechseln mit "kann mitreden", herumgereicht wird.

Diese ganze Debatte (oder eben nicht-Debatte) zeigt vor allem eines: Die völlige Hilflosigkeit der Zeitgenossen, mit dem Wesen von Mythen oder Legenden umzugehen: Alles ist entweder historisch oder eben nicht historisch; und wenn man nachgewiesen hat, dass etwas mythisch ist, ist es folglich nicht historisch, also fiktiv, also gelogen. Das Wesen des Mythos ist aber weder "Historie" noch "Fiktion" sondern ein separater Modus der Wahrnehmung und Einordnung von sowohl Historie als auch Fiktion. Dies ist eine Binsenweisheit, die aber leider nicht in der Schule unterrichtet wird, und deshalb auch von gebildeten Leuten einfach ignoriert wird. Für uns, und für alle, die sich erkühnen, über "Gründungs-" und andere Mythen eine Meinung zu äussern, ist genau sie aber von grosser Wichtigkeit.

So gibt es bekanntlich grosse Parallelen zwischen der Mythologie von Dionysus und von Jesus Christus. Heisst das, wie von den Vertretern der "Christ myth theory" mit rührender Vehemenz vertreten, dass deshalb die Person Jesu "nicht historisch" sein kann? Natürlich nicht. Geschehnisse werden vom Menschen anhand präexistenter Mythologie interpretiert. Immer. Es ist der Normalfall. Ja, es fällt uns ohne bewusste Anstrengung zur wissenschaftlichen Methode  schwer, irgendetwas nicht-mythologisch zu erfassen. So gibt es, z.B., selbstverständlich eine Mythenbildung um John F. Kennedy, und in allerlei Anekdoten und Verschwörungstheorien werden Kennedy ganz gewiss auch "ahistorische" Elemente zugeschrieben. Daraus schliessen zu wollen, dass die Mythologisierung beweise, dass Kennedy nie gelebt habe, oder dass alle mythologisierten Elemente ahistorisch sein müssen, weil es einige sind, ist offensichtlich logischer Unsinn. Für eine Figur, die vor erst 50 Jahren gelebt hat, liegt das auf der Hand. Eine solche Figur kann dazu dienen, die natürlichen und immer eintretenden derartigen Prozesse zu verstehen, wenn sie uns in Epochen begegnen, die der direkten Dokumentation weniger zugänglich sind.

Was Historiker zeigen und Sablonier zeigen musste ist dies: Für jede beliebige Epoche gilt, wenn man die Mythologie in Abzug bringt, bleibt einfach Alltag übrig. Es ist eine wichtige Errungenschaft der Geschichtswissenschaft,  ein solches In-Abzug-Bringen der Mythologie überhaupt zu ermöglichen. Dies ist unverzichtbar, um sich ein Bild einer historischen Epoche machen zu können, um wirtschaftliche, demographische und sonstige "objektive" Rahmenbedingungen rekonstruiern zu können. Aber zu jeder Zeit wird jede menschliche Gesellschaft sich selbst und ihre eigene Vergangenheit eben auch in einen narrativen, nämlich "mythologischen", Kontext stellen. Der Mythos selbst hat damit historische Realität, als Teil der Ideengeschichte, und wer glaubt, ihn immer und grundsätzlich in Abzug bringen zu müssen, wird zwar Demographie und Realpolitik rekonstruieren können, wird aber nie die Selbstwahrnehmung oder den Zeitgeist einer Epoche erfassen. Mehr noch,  der Mythos ist eine ganz reale, die menschliche Geschichte nicht nur nachträglich "interpretierende" sondern auch aktiv formende Gewalt. Es werden nicht nur nachträglich und "fälschlicherweise" Ereignisse mythologisch gedeutet, der Mythos motiviert und inspiriert auch Handlungen. Dies findet meist unterhalb der Bewusstseinsschwelle statt, und der moderne Mensch (sofern er nicht ein religiöser Spinner ist und das Kalifat herbeibomben will) will diesen Modus nicht wahrhaben.

Um zu den "Gründungsmythen der Eidgenossenschaft" zurückzukehren: Nichts könnte falscher sein als der inzwischen gängige "bah, 1848-Nationalromantik"-Reflex. Es ist wahr, dass jede Generation aus diesen Legenden genau das gemacht hat, was sie für ihre eigenen Zwecke brauchte; ja, sie wurden "instrumentalisiert", aber das ist genau, wozu sie überhaupt da sind: Der mythologische Modus ist dazu da, einen Sinn zu stiften, wo sonst nur Alltagsgeschäfte wären. Aber die Geschichten wurden nicht 1848, und auch nicht 1804, und auch nicht 1570 "erfunden", sie wurden nur immer neu umgestaltet. Sie treten uns um 1470 in den frühesten Liedern der Eidgenossen entgegen, und sind zu dieser Zeit bereits vollständig ausgebildet. Sie sind eine in mündlicher Tradition gewachsene Erzählung von umwälzenden Ereignissen, die sich um die 150 Jahre zuvor abgespielt hatten, genau wie dies in jeder anderen vormodernen Kultur der Fall wäre. Das Erstaunliche ist daher  nicht ihr Auftreten "erst" 1470 (nämlich zum frühesten Zeitpunkt, zu dem sich irgendwer die Mühe nahm, die volkstümlichen mündlichen Überlieferungen überhaupt aufzuschreiben), sondern dass sie eben "schon" 1470 den Charakter von Volksgut haben, das gut auf "Menschengedenken", und damit vor 1400, zurückgehen kann.

Eine Bildungsbürgerzeitung kann es sich erlauben, in aller Seelenruhe in einer "infobox" zu behaupten (NZZ),
Verschiedene Chroniken zwischen 1470 und 1513 beschreiben die die Schlacht [bei Sempach] zwar im Detail, aber ohne eine Heldentat. Ein «Arnold Winckelriet» erscheint erst 1563 in der Chronik des Aegidius Tschudi. 
Die Zahl 1563 ist, nehme ich an, ein Tippfehler der Journalistin (kmr) für 1536.  Das kann vorkommen. Und so, hey, zwei Ziffern vertauscht und schon ist die Sage gerade nochmals eine Generation jünger geworden! (Die Sage muss junggeredet werden, also ist der Fehler in die "richtige Richtung" passiert und kümmert niemanden) Tschudi zitierte das Sempacherlied, das nicht nur bei ihm sondern auch bei Wernher Steiner (um 1532) und bei Melchior Russ (um 1488) Erwähnung findet. Das Lied stammt zweifellos aus der Zeit um 1470. Dem Leser zu suggerieren, dass Tschudi den Winkelried einfach erfunden habe, ist nicht gerade seriös (Waser in HLS spricht dagegen korrekt von einer "Zementierung" der Legende durch Tschudi). Wie bei Tell kann man die Winkelried-Legende nicht vor die 1470er zurückverfolgen. Das wären dann also mal um die 90 Jahre nach dem historischen Ereignis, also hart an der Grenze zur "lebendigen Erinnerung" (etwa wie für uns, sagen wir, der 1. Weltkrieg; vielleicht liegt noch Urgrossvaters Karabiner im Estrich, und wir erinnern uns noch gut, wie der Grossvater selig seinerzeit von seinem Vater erzählte).

Nein, man kann das Sempacherlied oder das Tellenlied nicht als historischen Tatsachenbericht ansehen. Ja, die einzelnen Pakte um 1300 waren eine weiter verbreitete Erscheinung. Ja, der unmittelbare Anlass, der die Innerschweiz überhaupt auf der überregionalen Agenda erscheinenlässt ist profan-strategisch-realpolitisch (die Öffnung des Gotthards, deren Geschichte natürilch selbst mit Legenden behaftet auf uns kommt). Das alles heisst aber noch lange nicht, dass in der Selbstwahrnehmung der betroffenen spätmittelalterlichen Bevölkerung (oder der lokalen Elite) solche "realpolitischen" Vorgänge" nicht schon von Anfang an in den Begriffen von Freiheit von habsburgischen Vögten und fremden Richtern gesehen wurden, genauso wie sie zwei Menschenalter später von ihren Nachfahren zur Zeit der Burgunderkriege dargestellt werden:
Von der Eydgnoschafft will ich's heben an, dessgleichen g'hört noch nie kein Mann, jhn' ist gar wol gelungen; sie hand ein' wysen vesten bundt, ich will euch singen den rechten grund, wie ein Eydgnoschafft ist entsprungen.
Ein Edel Land, recht als der kern, das lyt verschlossen zwischen berg viel vester dann mit muren: da hub sich der Bundt am ersten an, sie hand der sachen wysslich g'than jn einem land, heisst Vry.
Nun merkend, lieben Eydgnossen gut, wie sich der Bundt am ersten erhub, daz lônd euch nit verdriessen: das einer seinem liebsten sohn ein' öpffel von seiner scheytlen schon mit seinen henden musst schiessen. 
So aufgeschrieben 1501, gesungen sicher vor 1477, und in ähnlicher Form sicher auch vor 1450 (die Strophen über Tell bilden den Kern des Liedes, das bereits traditionell war, als es später um die "current events" der Burgunderkriege erweitert wurde). Das Lied hat noch nicht das schwülstig-romantische Vokabular von "Schwertkampf und Blutdampf", aber es beschwört, 400 Jahre vor der "Gründung der Schweiz", bereits alle Eidgenossen-Klischees, die Alpenfestung ("Wall dir von Gott"), die Weisheit und Ewigkeit des Bundes, und natürlich Tells Apfelschuss.

Nu was da ein redlicher man hiesz der Thäll, der hat
ouch zu dem stoupacher gesworn, und sinen gesellen.
(Weisses Buch von Sarnen, S. 447)


Tell (1897)
 Sucellus
Ob es nun einen Apfelschuss gab ist von untergeordneter Bedeutung. Ich behaupte hier nicht den Apfelschuss selbst, sondern die Legende des  Apfelschusses als historische, nämlich spätmittelalterliche Realität. Selbst wenn es keinen gab, kann die Legende davon ohne weiteres nach zehn Jahren, nein sogar nach zehn Wochen, wenn nicht zehn Tagen, kolportiert worden sein. Jedes Tabloid ist ein Hort der Faktentreue im Vergleich zur spätmittelalterlichen Gerüchteküche.
Und damit gebe ich noch lange nicht zu, dass es keinen Apfelschuss gegeben haben kann: Der aufgeklärte Schreiberling winkt ab und erwähnt Anlehnung an nordische Sage. Die gemeinte "nordische Sage" ist ein Bericht des dänischen Historikers Saxo Grammaticus aus dem 12. Jh. (über eine im 10. Jh. angesiedelte Geschichte). Wenn jemand daraus schliessen will, Tells Apfelschuss könne offensichtlich gar nicht historisch sein, der muss denn (z.B.) auch schliessen, dass Jesus unmöglich gekreuzigt worden sein konnte (offensichtlich mythologisch, Dionysus am Weltenbaum usw.), denn diese Art der Hinrichtung sei ja schon Jahrhunderte früher in einer "griechischen Sage" (Herodot) erwähnt.

Was ich damit sagen will, wird vielleicht klarer mit dem Hinweis auf eine andere dänische Geschichte: Sorg-Agre (englisch "Sorrow-Acre") von Isak Dinesen (Karen Blixen) in Vintereventyr ("Winter's Tales") von 1942. Zur Zeit ihrer Veröffentlichung hat diese Kurzgeschichte für Aufregung gesorgt, heute ist sie aber leider (so wenigstens mein Eindruck) weitgehend unbekannt. Dinesen (Blixen) schildert hier die innere Motivation eines Feudalherrn, dafür, eine "mythologische" und grausame Strafe zu verhängen. Er tut dies gerade weil sie mythologisch ist,  übernimmt damit willentlich die Rolle des Tyrannen, und tut dies (hier ist der Skandal) im Glauben, seine Rolle zu erfüllen und seinen Untertanen eine Gnade zu erweisen, weil diese die Strafe dadurch einzuordnen wissen und sich als Teilnehmer in einem überpersönlichen Drama verstehen können, statt als arme und geschichts- und schicksalslose Erdenwürmer. Dinesen (Blixen) beschreibt in der Rahmenhandlung sogar das moderne Unverständnis und Entsetzen gegenüber einer solchen Geisteshaltung, legt den "Skandal" also schon von sich aus offen (das verhinderte nicht, dass sie für ihre Erzählung offenen Abscheu erntete). Derselbe Skandal des mythologischen Weltbildes der Vormoderne begegnet uns auf Schritt und Tritt. Meiner Meinung nach kommt die entlarvende Blindheit von uns Moderenen für sein Wirken daher, dass wir uns beigebracht haben, uns zu zwingen, dieses Prinzip in der Gegenwart zu unterdrücken oder doch mindestens zu verleugnen. Das ist gefährlich, denn unterdrückte Mythologeme treten  nur umso unkontrollierter hervor (Wotan).

Die jüngste Epoche (1970-2010) hat die alten Legenden also als nationalistischen Krempel stigmatisiert. Man darf nicht glauben, dass dies einfach ein Zeichen von Fortschritt oder Aufklärung gewesen sei; vielmehr hat auch diese Entwicklung, wie jede "Instrumentalisierung" des Materials in früheren Zeiten,  unmittelbar eine Funktion erfüllt. Diese Funktion war wohl zunächst der Rückbau der "geistigen Landesverteidigung" (die in dieser Form ja tatsächlich obsolet geworden war), und dann darüber hinaus die Dekonstruktion der Idee von Staaten oder Völkern als gewachsenen Realitäten; dies im Interesse der Globalisierung und schliesslich der Reduktion der Menschheit auf Individuen und Marktkräfte. Dies fand in ganz Westeuropa statt, unsere kleine "Apfelschuss"-Polemik ist davon nur die regionale Ausprägung, und es wurden so innerhalb weniger Jahrzehnte radikal neuartige ökonomische und demographische Realitäten geschaffen, die eine Bevölkerung, der man nicht zuvor eingetrichtet hätte, ihre kollektive Identität sei eine verwerfliche moderne Fiktion, niemals akzeptiert hätte. Dafür gebe ich niemandem die Schuld, ich bin kein Verschwörungstheoretiker, und wer weiss schon, was da alles für Kausalitäten am Werk sind: Man kann nur Leute so nachhaltig übers Ohr hauen, die im Innersten eigentlich übers Ohr gehauen werden möchten. Ich sage nur dies: Die Ideologien der Vergangenheit stechen uns ins Auge, aber die Ideologie der Gegenwart ist  jeder Epoche unsichtbar, gilt als Einsicht, oder Fortschritt, oder tarnt sich gar als "antizyklisch", als mutiges Antreten gegen die Machenschaften reaktionärer Finsterlinge.


Item, der anefang der dryer lendern ure switz und under-
walden, wie sy da har gar erlich komen sind zum Ersten.
So ist ure das erst land das von eim römschen rych
enpfangen hat das innen gönnen ist, da ze rüten und
da ze wönen.
  Dem nach so sind römer kömen gan underwalden, den
hat das römsch rych auch da gönnen zu rüten und
da ze wönen, des sind sy gefryet und begabet.
  Dar nach sind kömen lüt von Sweden gan Swytz
das dera da heim ze vil was, die enpfiengen von dem
römschen rych die fryheit, und wurden begabet da
ze bliben ze rüten und da ze wonen.
  Und sind die vorgen. drü lender also lange zyt und
vil jare in in guten ruwen gesessen, untz das die
Grafen von habksburg in die nöche diser lender
kämen.
  (Weisses Buch von Sarnen, S. 441)